
Meine Lesereise macht keine Pause, im Gegenteil. Im Moment schreibe ich an einer Untersuchung darüber, warum fast alle Konfessionen schrumpfen, zumindest in Schweden. Trotz Jesus als Influencer. Obwohl es doch so einfach sein müsste, Licht zu sein in so viel gesellschaftlicher Dunkelheit. Haben wir keine Botschaft mehr? Vermitteln wir keine Hoffnung mehr? Mir scheint, auch wir Christen, wir Kirchen (auch wir Evangelikalen!) lassen uns in die lächerlichen Grabenkämpfe dieser Welt der Rechthaberei hineinziehen. Ich verdächtige unsere eigene Theologie: Wir halten uns für bibeltreu und gottgefällig. Das ist in Ordnung. Wir sind theologisch sehr tief. Das ist gut. Aber vielleicht sind wir nicht immer sehr weit. Weder im Denken noch im Herzen. Nun war und ist es meine Aufgabe, neue Wege für die Kirche der Zukunft zu finden. Der einzige Unterschied heute ist, dass mittlerweile alle in der Zukunft angekommen sind. Wahrscheinlich befinden wir uns schon in der ersten Phase dessen, was Jesus in seinen Endzeitreden beschreibt (ich weiß es nicht, aber es würde mich nicht wundern). Nicht jeder kann und will sich damit auseinandersetzen. Deshalb wollen viele zurück in die Vergangenheit, wo scheinbar alles besser war. Notfalls mit Gewalt. Für mich geht es deshalb immer mehr darum, neue Wege für die Kirche der Gegenwart zu finden. Zu viele Gemeinden leben theologisch in der Vergangenheit und salzen damit nur ihre nostalgischen Träume, aber nicht diese Welt. Also mache ich mich selbst auf die Reise in die Vergangenheit. Eine Zeitreise zu Forschungszwecken. Gedanklich, literarisch, theologisch. Ich muss endlich den Zusammenhang zwischen “Evangelium” und “Schöpfung” verstehen. Ich muss herausfinden, warum so viele davon überzeugt sind, dass es angeblich gar keinen direkten Zusammenhang zwischen den beiden gibt: Das Evangelium sei ausschließlich für das Seelenheil des Menschen da, die Schöpfung nur eine nette Glasur drumherum. Dekoration zum Aufessen. Politisch scheint es eher das Thema “Migration” zu sein, das uns den Zuckerguss wegessen will. Das Verwelken unserer Lebensgrundlagen, das Schmelzen durch die höllische Erderwärmung ist Nebensache. Wenn überhaupt. Also lese ich die Bibel. Jüdische Literatur, die Thora zum Beispiel zum Thema Landwirtschaft. Ich lese alte Kirchenväter wie Irenäus oder Augustinus. Oder die Wüstenväter. Ich lese Thomas von Aquin, Luther, Calvin. Descartes, Kant, Schleiermacher, Nietzsche. Bibelkommentare. Oder über die Anfänge der modernen Umweltbewegung in Europa, die übrigens ihre Wurzeln in einer christlichen Gruppe in Südeuropa hat, einer Gruppe mit einer sehr interessanten und bemerkenswerten Theologie. Seit Jahren bin ich gebeten worden, die hiesige schwedische Theologie mit theologischen Artikeln aus meiner Sicht als Gemeindegründer und Andersdenkender zu bereichern, aber irgendwie fühlte ich mich immer mehr zur praktischen Seite meiner Berufung hingezogen. Außerdem war mir die Hürde zu hoch, um hier die dafür notwendige Zulassung und Anerkennung zu erhalten. Aber jetzt hat man mich weich geklopft. Jetzt arbeite ich genau daran. An einer historisch-theologischen Untersuchung über das Verhältnis von Schöpfung und Evangelium. Nach allen Regeln der schwedischen Theologie. Betet mit mir, dass es gesalzen wird. Und ein Leuchtfeuer in der gesellschaftlichen Finsternis.